Mittwoch, 15. September 2010

Tag 5 - Di. 14.09.2010

Da ich die letzten Tage nicht die Möglichkeit hatte online zu gehen, gilt es einiges nachzuholen. "Here we go": Zunächst habe ich im "Hotel Beresford zeitig ausgecheckt und vor den Augen staunender Hotelgäste mein Rad bepackt. Überhaupt erregt man hier einiges Aufsehen und oft werde ich von interessierten Zeitgenossen angesprochen. Woher, wohin, "where are you from", "where are you going". Fragen über Fragen! In SF sieht man aber doch etliche Radfahrer, was auch an den zahlreichen "Bike Rentals" liegt. Hier haben Touristen die Möglichkeit sich ein Rad auszuleihen, für viele ist es ein Traum einmal im Leben über die "Golden Gate Bridge" zu radeln. Für mich stand es u.a. für heute auf dem Plan, da ich ja nun meine Tour begonnen habe und zunächst Richtung Norden radeln wollte.
Nachdem ich von "Downtown" an die "Piers" geradelt bin, radelte ich in Richtung Norden auf die "Golden Gate" . Es erfordert schon einige Höhenmeter dort hinauf zu kommen aber auch das habe ich bewältigt. Autofahrer müssen für die Benutzung der Brücke an einer Mautstation bezahlen, für Fußgänger und Radfahrer ist es umsonst. Und da radelte ich nun, warm angezogen über eine der schönsten und berühmtesten Brücken der Welt, das Wahrzeichen "San Franciscos". Die warme Kleidung hat sich angesichts des frischen Windes bezahlt gemacht.


"Die berühmteste Brücke der Welt"
 Über die Brücke, auf der gegenüberliegenden Seite von SF liegt das malerische Küsten- und Fischerstädtchen "Sausallito" und nachdem ich es durchquert habe ging es durch kleine sehr sehenswerte amerikanische Ortschaften, u.a. "Fairfax" dem Geburtsort des Mountain Bikes in den 70er Jahren. Und warum dort das MB erfunden wurde wurde mir recht schnell klar, stellte sich die Strecke durch das ständige bergauf und ab durch die Kalifornischen Mountains als eine ganz schöne Herausforderung dar. Dazu hat es die kalifornische Sonne auch gut gemeint und mich mit zeitweise 30 Grad beschienen. Ich bin dann immer weiter dem "Sir Francis Drake Blvd" nordwestlich mit Ziel "Samuel P Taylor State Park" gefolgt. Die atemberaubende Landschaft entlohnt für die Mühen und Quälerei.



Nach gut 70 km habe ich dann den State Park, einen von 279 kalifornischen State Parks erreicht. Ich radelte durch ein beachtliches Waldgebiet das sich durch seine riesigen Küstenmammutbäume auszeichnet. Im "Samuel P. Taylor State Park" bin ich dann in den Campground der genau an meiner Route liegt abgebogen. Normalerweise ist der Eingangsbereich wohl mit einem Ranger besetzt, wo man sich auch anmelden muss, in meinem Fall war niemand da und so bin ich zunächst auf das Areal, mitten im Wald geradelt. Immer wieder findet man einzelne Parzellen vor, auf denen man sein Zelt aufstellen kann. Es gibt diese Parzellen für motorisierte Besucher und einen spezielen Hiker/Biker Platz wiederum mit einzelnen sehr großzügig bemessenen Plätzen. Jeder einzelne Platz verfügt über eine Feuerstelle, Grillgelegenheit, Tisch und Bänke und einige haben eine Wasserstelle mit Trinkwasser. Immer in der Nähe befinden sich "Restrooms" (Toiletten) und Showers (Duschen), heißes Duschen ermöglicht man sich durch den Einwurf entsprechender Münzen. Ab und zu fährt dann mal ein staatlicher Ranger durch den Park, in meinem Fall hat mir die freundliche Rangerin, die in ihrem Pickup mustergültig wie in einem Abenteuerfilm aus Hollywood aussah (die laufen tatsächlich so herum) noch einen Dollarschein gegen Münzen gewechselt.



"Im Campground"

Nach meinem Eintreffen sind so nach und nach andere Fernradler und Abenteurer eingetroffen.
Einige sind bereits Monate unterwegs, andere radeln wie ich entlang der Pazifikküste und kommen aus Kanada/Vancouver. Man sagt sich "Hello", tauscht sich aus und ist dann und das ist auch gut so für sich. Nach meinem anstrengenden Tag war ich sowieso hundemüde, hab das Zelt aufgebaut, geduscht und mein unterwegs gekauftes Roastbeefsandwich und Obst verzehrt und bin dann in meinen Schlafsack gekrochen. Tja und dann hab ich doch tatsächlich kurze Zeit später Besuch bekommen, von einem Waschbären. Soll einem doch auch mal einer sagen, dass es nicht so gut ist das restliche Sandwich und Obst wenn auch in einem Plastikbeutel eingepackt auf dem Tisch liegen zu lassen. Der Waschbärin (das kann nur ein Mädchen gewesen sein :) ) hat jedenfalls Roastbeef auch vorzüglich geschmeckt und da Reisen ja bekanntlich bildet, weiß ich jetzt auch, dass Waschbären Äpfel essen.


"Ein netter Liegeradradler, bereits seit Anfang August auf Tour"
 Alles in allem war es eine ruhige Nacht, da es hier in Kalifornien zwar tagsüber sehr sonnig und warm ist (das was wir uns in Deutschland als schönen Sommer vorstellen) wird es jetzt im September recht schnell dunkel, ca. 20:00 Uhr und es kühlt sich merklich ab. Gefroren habe ich in meinem Daunenschlafsack trotzdem nicht und meine erste Nacht da draußen in der Wildniss genossen.
Es ist schon ein großes Abenteuer.

2 Kommentare:

  1. Lieber Achim,
    du glaubst also die Hotelgäste staunen und du erregst Aufmerksamkeit wegen deinem Rad...gut Achim, belassen wir es dabei.
    Immer steht am Eingang des Parks ein Ranger. Nur wenn Achim kommmt - dann nicht...(fällt dir was auf?!:-))
    Alle Menschen - und jetzt sogar Tiere - die du triffst sind weiblich. Also ganz nach deinem Geschmack.
    Wir wundern uns. Hast du keinen Selbstauslöser, kann keiner mal für dich fotografieren? Wir wollen den Achim sehen!!!
    Der Schöne und das Biest

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  2. Oh Mann kein Wunder, dass man sich mit dem Fahrrad nach Amerika flüchten muss, bei solchen Kollegen. Hier sind die Menschen jednfalls nett :) Macht ruhig weiter so aber denkt dran, irgendwann komme ich auch wieder nach Hause! Ja ok ich werde mich dann auch einmal fotografieren lassen, die Gelegenheit ergibt sich bestimmt noch.
    Viele Grüße

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